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Anleitung zum UN-Mitarbeiter des Monats ODER: Wie werde ich mich los in 10 Tagen

Es gibt ja immer verschiedene Typen von Mitarbeitern in einem Unternehmen oder einem Team. Und so, wie es die Gruppendynamik will (übrigens eines meiner absoluten Lieblingsthemen) gibt es immer einen „Mitarbeiter des Monats“.


Kennt ihr sicher: Das sind diejenigen, die besonders ehrgeizig und besonders pflichtbewusst ihrer Arbeit nachkommen, die immer alles richtig machen, denen keine Aufgabe zu komplex oder zuwider ist, die immer strahlen, immer ein freundliches Wort für alle übrig haben, die ihren Job einfach lieben und das auch immer wieder nach außen bestätigen und von außen bestätigt bekommen.

Kurzum: Die sogenannten Perlen des Hauses.


Und weil jedes Ying ein Yang braucht, braucht auch jedes Unternehmen oder jedes Team einen – sagen wir mal – Un-Mitarbeiter des Monats. Wobei sich, spannender Weise, dieser Personenkreis den Titel meist nicht nur für einen einzigen Monat verdient hat, zumeist sind die so stark in ihrer Sache, dass sie diesen Titel gleich serienmäßig einhamstern.


Dabei meine ich jetzt nicht diejenigen, die etwa aufgrund einer mangelnden Qualifikation einen Job gar nicht ausführen können, sondern vielmehr die Dostojewski´s unter den Un-Mitarbeitern: „Was kann man von einem Menschen […] erwarten? Überschütten Sie ihn mit allen Erdengütern, versenken Sie ihn in Glück bis über die Ohren, bis über den Kopf, […] geben Sie ihm ein pekuniäres Auskommen, dass ihm nichts anderes zu tun übrigbleibt, als zu schlafen, Lebkuchen zu vertilgen und für den Fortbestand der Menschheit zu sorgen – so wird er doch, dieser selbe Mensch, Ihnen auf der Stelle aus purer Undankbarkeit, einzig aus Schmähsucht einen Streich spielen. Er wird sogar die Lebkuchen aufs Spiel setzen und sich vielleicht den verderblichsten Unsinn wünschen, den allerunökonomischsten Blödsinn, einzig um in diese ganze positive Vernünftigkeit sein eigenes unheilbringendes phantastisches Element beizumischen. Gerade seine phantastischen Einfälle, seine banale Dummheit wird er behalten wollen.“


Die meine ich.


Der Einfachheit halber können wir sie auch „Nichts ist schwerer zu ertragen, als eine Reihe von guten Tagen – Un-Mitarbeiter des Monats“ nennen. Herrn Watzlawick sei Dank für diese Anregung.


Jedenfalls gibt es unzählige Bücher, Beiträge, Videos, Ratgeber, Coaches, Berater, Trainer und Co, die zeigen, wie man sozusagen zu einer Perle wird.


Nur ist es halt so, dass mich immer das kleine Abenteuer reizt. Oder – um eine sehr, sehr liebe Freundin zu zitieren, die mir gestern geschrieben hat: „Wie wohl Leben ohne turbulent geht? Wurscht, du und ich werden das sobald eh nicht rausfinden.“


Und weil wir das eh nicht tun, dachte ich mir, ich widme mich halt mal den Un-Mitarbeitern des Monats. Ich würde nämlich wirklich zu gerne wissen, was man denn eigentlich so tun muss, um überhaupt dorthin zu kommen.


Also habe ich nachgedacht, mal laut, mal leise und für mich so dahinsinniert, wie man sich bei seinem Vorgesetzten sehr schnell, einfach und effizient besonders beliebt machen kann.


UN.


Ich habe dann wieder mal meinen Mann gefragt, und dann haben wir zu zweit sinniert. Also gebrainstormt (oder heißt es gebrainstormed?).

Nur für euch, versteht sich. Und nicht nur das. Wir haben keine Mühen gescheut und euch auch noch (höchst wissenschaftlich fundiert, versteht sich) die Main Driver, also die richtigen Zugpferde unter den Trophäenbeschaffern herausgefiltert.

Wir haben sozusagen ein Best Of erstellt.


Und wenn ihr selbst auch schon immer mal Interesse daran hattet, den Un-Mitarbeiter des Monats Award einzuhamstern, dann nutzt die Gelegenheit und probiert es doch einfach gleich mal aus!

Das ist relativ einfach: Wählt 1-2 Übungen aus, die euch besonders ansprechen und setzt sie einfach gleich morgen an eurem Arbeitsplatz um.


Ein paar grundlegende Prinzipien sind dabei zu beachten:


1. Als gute fundierte Basis bietet sich eine demotivierte und wenn möglich destruktive Grundhaltung an. Wenn dir das schwer fällt, wähle einen besonders stressigen Tag und lass mal das Frühstück weg. Der Rest ergibt sich dann zumeist von ganz alleine.


2. Es ist weniger wichtig, wie oft du die Übung ausprobierst, vielmehr ist es die Contenance, mit der du sie durchführst, also die Regelmäßigkeit, die Beständigkeit und vor allem, die Beharrlichkeit.


3. Lass dich nicht davon abhalten, irgendetwas zu ändern. Bleib dir treu!


Ihr seid bereit? Gut. Dann kommen hier eure Übungen:


Übung #1: Dein Chef hat eine super neue Idee. Er ist ganz begeistert davon. Du merkst, dass er bei diesem Thema richtig aufblüht. Wenn du glaubst, er hat in seinen Erklärungen jetzt seinen euphorischen Höhepunkt erreicht, unterbrich ihn, noch bevor er die Idee zu Ende erläutert hat, mit den Worten: „Das wird nichts. Das haben wir alles schon ausprobiert.“ Man kann die Idee natürlich auch zu Ende erklären lassen, aber die Profis unterbrechen an der richtigen Stelle. Das gibt dem Ganzen die besondere Würze. Ist – zugegeben – nicht ganz trivial, aber mit ein bisschen Übung schaffst auch du das!


Übung #2: Kritisiere deinen Chef vor der ganzen Mannschaft. Je mehr Leute dabei sind, umso besser. Ganz frei nach dem Motto: „Kritik unter möglichst vielen Augen, Lob unter möglichst wenigen.“


Übung #3: Es gibt ein Leadership-Feedback bei euch im Unternehmen oder ein anderes Forum, in dem du deinen Vorgesetzen beurteilen kannst? Wunderbar! Nutze diese Gelegenheit! Bewerte ihn in allen Punkten unterschiedlich schlecht, mache das anonym und lass die Begründungen dafür weg. Bei der Frage, was dir besonders an deinem Vorgesetzten gefällt, füge ein: „Seine Uhr.“ Wichtig dafür ist, vor dem Leadership-Feedback immer zu bekräftigen, wie gut er seinen Job macht und wie toll alles ist. Das erhöht das Überraschungs-Momentum.


Übung #4: Du bist älter als dein Chef und/oder schon länger im Unternehmen als er? Lass es ihn wissen! Regelmäßig. Beginne deine Sätze mit: „Also früher, da haben wir ja noch…“ oder „Das wirst du nicht wissen, da bist du noch zu jung dazu… ODER …,da warst du noch nicht einmal geboren.“ Betone die unterstrichenen fettgedruckten Worte. Übe, wenn möglich, vor dem Spiegel.


Übung #5: Gehe zwei Minuten, bevor eure Besprechung beginnt, noch schnell eine rauchen. Komme dann mit Jacke und einem Häferl Kaffee in der Hand verspätet in das Besprechungszimmer (mindestens 10-15 Minuten). Stell deinen noch rauchend warmen Kaffee auf den Tisch und begrüße die anderen mit den Worten: „Puh, heute ist es aber kalt draußen!“ Wiederhole diesen Vorgang mindesten noch einmal in derselben Woche.


Übung #6: Du möchtest eine Gehaltserhöhung? Wunderbar. Sprich es nicht selbst an. Schon gar nicht im Mitarbeitergespräch. Such dir dann aus dem Internet einen passenden juristischen Paragraphen heraus, druck ihn aus, leg deinem Vorgesetzen den Zettel auf den Tisch, zeige scharf mit einem Finger auf das gedruckte Papier und schnauze ihn an: „Da stehts. Ich bin unterbezahlt! Ich muss eigentlich viel mehr verdienen!“ Wenn er dich fragt, woher du das hast, erkläre ihm, dass du es gegoogelt hast.


Übung #7: Du hast ein eher unwesentliches Problem mit deinem Chef, es nervt dich aber schon und du möchtest es ansprechen? Tu es nicht alleine. Siehe #2. Hole dir auf jeden Fall Verstärkung, am besten vom Betriebsrat oder der Gewerkschaft. Wenn vorhanden und möglich, bringe von jeder Farbe einen mit.


Übung #8: Beschwere dich über die essentiellen Themen im Unternehmen: Das Mittagessen ist zu teuer, das Klopapier zu hart, die Kaffeemaschine hätte schon längst entkalkt werden müssen und an die Teetrinker denkt sowieso nie jemand (das Wasser im Wasserkocher hätte nämlich absolut die falsche Temperatur, um einen guten Tee aufzugießen). Wenn möglich, schreibe es in ein Mitarbeiterforum, wirf es in den Kummerkasten oder hänge es ans Schwarze Brett. Vielleicht finden sich noch andere Kollegen, die dein Leid teilen.


Übung #9: Erkläre deinem Chef am Ende des Jahres, dass dir noch drei Pflegeurlaubstage zustünden, die du bisher nicht gebraucht hast. Du würdest dir jetzt frei nehmen.


Übung #10: Erwähne bei jeder Gelegenheit, dass in anderen Unternehmen alles viel besser wäre. Dort verdiene man nämlich viel mehr, müsste wesentlich weniger arbeiten und alle Mitarbeiter hätten ein Firmenauto. Wenn du dann gefragt wirst, ob du unzufrieden bist, beantworte das mit JA. Wenn du gefragt wirst, ob du das Unternehmen verlassen möchtest, verneine vehement. Ergänze mit den Worten: „Du hättest ja nur gemeint“. Wiederhole diese Übung mindestens zweimal wöchentlich.


Übung #11: Etwas in deinem Einflussbereich ist schiefgelaufen? Schiebe es auf die anderen Kollegen, Kunden oder wenn beides nicht möglich ist, auf COVID. Wenn dir dein Vorgesetzter erklären möchte, wie man es beim nächsten Mal anders machen könnte, gehe nicht darauf ein. Erwähne immer wieder die eigentlichen Schuldträger und erweitere dabei den Täterkreis.


Übung #12: Es gab eine Umstrukturierung oder andere Neuerung in eurem Unternehmen und sie funktioniert anfangs noch nicht so gut, wie gewünscht? Sprich es an und beginne deinen Satz jedenfalls mit: „Ich hab´s immer gesagt. Hab ich´s nicht gesagt?“ Ergänze dann mit #4.


Die vorliegende Aufzählung der Übungen ist tatsächlich nur als Wegweiser oder als Leitfaden zu betrachten und muss/soll jedenfalls nach eigenen Gutdünken ergänzt und erweitert werden.

Tipp: Die begabten Un-Mitarbeiter des Jahres entwickeln mit der Zeit ihren ganz persönlichen, eigenen Stil. Damit hinterlassen sie ihre eigene, unverkennbare Handschrift im Unternehmen.


Zugegeben, für die absolute Apokalypse braucht es mehr als nur einen Un-Mitarbeiter des Monats, aber mit etwas Glück finden sich noch ein paar andere Kollegen.


Frank Farrelly, manche haben vielleicht schon von ihm gehört, ist ein US amerikanischer Sozialarbeiter und Psychotherapeut und Begründer der sogenannten „Provokativen Therapie“, die er in den 60er Jahren entwickelt hat.

2011, nur zwei Jahre vor seinem Tod, hatte ich das Glück, Vergnügen und die Ehre, ihn persönlich kennen zu lernen und mich von ihm coachen oder therapieren zu lassen. Ich weiß nicht so genau, ob es das eine, oder das andere war.


Jedenfalls hat er einen einzigartigen, unnachahmlichen und außergewöhnlichen Stil, mit dem Klienten/dem Kunden die Lösung des Problems zu erarbeiten. Was er macht, ist im Prinzip nichts anderes, als sich permanent über das Problem des Kunden lustig zu machen. Über das Problem wohlgemerkt, nicht über den Kunden. Auf eine humorvolle, behutsame und gekonnte Art und Weise versteht sich, dennoch immer mehr oder weniger provokant. Aber, und das ist essentiell, immer wertschätzend.


Man erzählt ihm also sein Anliegen und Frank beginnt dann, es auf die Schaufel zu nehmen.

Und nach einer Weile beginnt man als Coachee oder Klient plötzlich sein Problem zu verteidigen. Wer mag das schon, wenn sein Problem scheinbar nicht ernst genommen wird und dauernd Witze darüber gemacht werden?


Und je mehr man es verteidigt, desto kleiner, desto unwesentlicher oder unwichtiger wird das Problem auf einmal. Man beginnt selbst Gegenargumente zu finden, und diese Gegenargumente sind nichts anderes, als die Lösung.


Manchmal im Leben ist es nun mal so: Manchmal dreht man sich in einer Sache im Kreis. Immer und immer wieder.

Oder, wie es in dem Kinderlied so schön heißt: „Auf der grünen Wiese, steht ein Karussell. Manchmal dreht es langsam, manchmal dreht es schnell. Anhalten, einsteigen, die Türen schließen, und Paff! Alle Kinder drehen sich, drehen im Kreis herum, alle Kinder drehen sich, drehen im Kreis herum und fallen um. Bumm.“


Aber vor dem Bumm wärs fein, doch noch etwas anderes auszuprobieren.

Und zwar gibt es im Coaching eine Methode, derer man sich bedienen kann, um ein Problem zu lösen, dessen direkten Lösungsweg sich einem einfach nicht erschließt. Es geht darum, es einmal mit dem Umkehrschluss zu versuchen, also sich zu überlegen, wie man das Problem denn eigentlich erzeugen kann, wie man es verstärken oder verschlimmern kann. Wie man einem Freund helfen kann, dasselbe Problem auch einmal zu haben.


Und wenn man einmal weiß, wie man es erzeugt, und dann daraus den Umkehrschluss zieht, liegt die Lösung oft direkt auf der Hand.


Ausgefuchst?

Wenn´s hilft… 😉


Wenn du dich auch mal im Kreis drehst und gerne zum Stehen kommen würdest - vor dem Bumm - dann melde dich doch einfach. Du weißt ja inzwischen, wie du mich erreichst.


In diesem Sinne,


Alles Liebe,

eure Barbara

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