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Das Zuhause Büro


Das Zuhause Büro.

Sucht man auf Google nach dem Begriff „Home Office“, erwarten einen zirka 5 870 000 000 Ergebnisse in 1,06 Sekunden. Sagt Google.


Auf Platz 1 der Suchergebnisse wirbt ein Bürodiscounter mit seiner großen Auswahl und saustarken Preisen. Auf Platz 5 findet man Synonyme, wie etwa „Telearbeit“. Erinnert mich irgendwie an Fax und Rohrpost. So retro. Gleich danach kommt der erste Ratgeber-Artikel mit den 5 wichtigsten Vor- und Nachteilen von Home Office mit folgender Einleitung: „Der Wecker klingelt später, kein Kantinenessen und die Kinderbetreuung ist auch gesichert.“


Echt? Wow. Beneidenswert!


10 Tage lang hatte ich gar kein Office. Nur Home. Jetzt gehen auch unsere Kinder wieder in den Kindergarten, zumindest an drei Vormittagen.


Und so sehen unsere Home Office Tage aus:


4:45. Die Katze motzt, sie will raus. Mein Mann steht auf. Er will Sport machen. Sonst kommt er eh nicht mehr dazu.


6:00. Kind Nr.2 will „raus raus raus“ aus dem Gitterbett. Wickeln, Miech (=Milch) machen, Kinderlieder abspielen.


6:30. Kind Nr. 1 ruft. Wieder hinauf ins Kinderzimmer mit protestierendem Kind Nr. 2 am Arm. Puppe vergessen. Wieder hinunter.


6:31. Kind Nr. 1 ruft jetzt lauter. Benjamin Blümchen vergessen. Kind Nr. 2 protestiert.


6:45. Protest abgewandt. Kind Nr. 1 und 2 sind bereit, angezogen zu werden. Ein Wettrennen muss her.


6.55. Haare bürsten. Tut. So. Weh. Entscheidungen über Haarbänder, Farbe und Form, Haarspangerl, Anzahl und Position und Frisur wurden in nur wenigen Minuten getroffen. CHECK.


7:00. Ein Kind ist gebürstet. Das andere ist weg.


7:10. Kind gefunden. Haarproblem gelöst. Dritte Portion Zamzam (Zahnpasta) zum Frühstück verputzt. Alleine putzen. Mama nicht putzen. Papa. Nein, Mama. Alleine. So erfrischend diese Autonomiephase.


7:15. Das Spielzimmer wurde entdeckt.


7:20. Wir gehen doch hinunter. Der Hunger ist größer. Ein Kind im Arm. Kind Nr. 1 muss den Boden des Erdgeschosses als erste betreten. So will es das Gesetz. Kind Nr. 2 will getragen werden. Mit der Puppe. Und dem Benjamin Blümchen. Und dem Buch. Den zwei Büchern. Und den Trinkflaschen.


7:22-7:28. Tägliche Diskussion zum Thema „Cornflakes oder Müsli“ eröffnet und abgeschlossen.


7:30. Start Aktion Jausenbox.


7:50. Aktion Jausenbox beendet. Dazwischen Müsli mit Dodhurt aufgemotzt, Obstgesichter gebastelt. Bananen wieder entfernt. Stattdessen mit Mandarinen eine Nase geformt. Müsli nachgefüllt. Tee aufgewischt. Kinder generalsaniert. Kind Nr. 2 will „raus raus raus“. Diesmal aus dem Hochstuhl.


7:55. Eigenes Frühstück gemacht. „Will auch!“. Frühstück geteilt. Die Tasse mit nun kaltem Kaffee wieder gefunden. Erster offizieller Aufruf zum Abflug.


8:10. „Puuuupppppeeeee“. „Benjamiiiiin“. Verzweifelt meinen Mann um Hilfe gerufen.


8:20. Wir fahren los.


8:50. Zurück daheim. Frühstück weggeräumt. Durch herumliegendes Spielzeug verstauchten Zeh gekühlt. Benjamin gefunden. Esszimmer generalsaniert.


9:15. Wäsche läuft. Geschirrspüler läuft. Warmen Kaffee getrunken.


9:20. Home Office eingerichtet. Es geht los.


11:20. An internem Meeting zum Thema „Was kochen wir heute“ teilgenommen.


11:30. Start Aktion „Kochen in unter 10 Minuten“. Die heute zur Verfügung stehenden Zutaten: Spaghetti, Rosinen, Kraut und die Nudeln von gestern.


12:10. Home Office ab- und in Kantine umgebaut.


12:45. Fertig zum Kinderabholen.


13:00 bis 19:00. Programm mit Kindern. Abwechselnd, je nach Terminen. Nach Weihnachtsbasteln mit Mama Haus generalsaniert.


20:15. Kinder schlafen. Haus nach Abendessen generalsaniert.


21:00. Wäsche vergessen. Wäsche aufgehängt.


21:15. Einer von uns beiden schläft auf der Couch. Manchmal weiß der andere, wer der Mörder war. Manchmal kennen wir beide das Opfer nicht.


22:50. Auf der Couch aufgewacht. Ins Schlafzimmer übersiedelt. Resümee zum Tag gezogen.


Nettoarbeitszeit: 2h20


YEIIIIYYYYY


Lasst mich ehrlich sein: Ich weiß nicht, wie man Home Office und Kinderbetreuung perfekt unter einen Hut bekommt. Ich werde sozusagen beruflich gerade zwangs-entschleunigt, und das entspricht so gaaar nicht meinem Naturell. Ich hasse es. Und manchmal bringt es mich zur Verzweiflung.

Dennoch glaube ich fest daran, dass man Zeit seines Lebens immer wieder Aufgaben gestellt bekommt, die es gilt, zu lösen. Und diese ist eine von meinen.


Unter den 5 870 000 000 Ergebnissen, die ich in 1,06 Sekunden zu diesem Thema gefunden habe, gibt es ganz bestimmt sehr, sehr viele Ratschläge, Tipps und Best Ofs, wie man mit diesem Problem am besten umgeht. Der eine oder andere Rat ist sicher auch sehr hilfreich. Nur mein Problem lösen werden sie vermutlich alle nicht.


Deshalb maße ich mir auch nicht an, deine Probleme zu lösen. Das kann ich nicht. Ich kann dir aber sehr wohl dabei helfen, deine eigene Lösung zu finden. DAS kann ich. Und das liiiieebe ich. Und da freue ich mich auch sehr darauf.


Ach ja, eines habe ich bereits gelernt: 2h20 können extrem produktiv sein! Und manchmal ist dabei sogar Zeit für eine Runde Vogerl im Garten beobachten. Das – und etwas Christmas Jazz entschleunigen mich total.


Alles Liebe,

eure Barbara

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