HR. Human Resources. Personal(W-/wesen).
Es gibt ja kaum Abteilungen in einem Unternehmen, die mythen-umworbener sind, als HR. Der Einkauf nicht, der Verkauf nicht, der Empfang nicht, Buchhaltung, Controlling – gaaaar nicht. Eventuell noch ein bisschen die IT. Aber – hey guys – wir haben einfach keine Ahnung, was ihr da macht. Oder wer da gerade wo mitliest. Wobei – eigentlich auch nicht mystisch. Eher spooky. Schon alleine, wenn der Drucker wieder funktioniert, der – ich schwöre - stundenlang nicht funktioniert hat. Eure Anwesenheit gekoppelt mit einem süffisantem Lächeln hat das Ding wieder zum Laufen gebracht. Spooky - sag ich ja.
Aber wir HRler, wir sind die geborenen Fabelwesen. Wer weiß schon, was wir WIRKLICH tun und wozu wir fähig sind… *harrharrharr*
Und als langjähriges Personal-Wesen und sehr humane Person, dachte ich mir, ich räum jetzt mal mit den Mythen auf. Ich erzähl euch jetzt mal, wie der HRase wirklich läuft.
Kann´s los gehen? Hier meine Top 6 Mythen, und was tatsächlich dahinter steckt.
Auf Platz 1 – mit Abstand mein absoluter Lieblings-Mythos (oder doch keiner?)
#1 – Die Personalakte
Es ist so: Jedes größere Unternehmen ist, sofern es eine eigene Personal-Abteilung führt, gesetzlich dazu verpflichtet, im Haus, unterkellerte, brandschutzsichere, abhörgetestete Dichtbetonräume für die Personalakten zur Verfügung zu stellen.
Idealerweise befinden sich unter dem Erdgeschoss des Gebäudes noch mindestens drei, besser noch vier Kellergeschosse, die zB. als Tiefgarage genutzt werden können. Ab Kellergeschoss Nummer 4+ sind die Katakomb... Archive für die Personal-Akten anzulegen.
Die dafür vorgesehenen, auf den Definitionen und ISO-zertifizierten Vorgaben der Hermetik basierenden Schutzzugänge werden von einem Zwerg bewacht, der ausschließlich dafür geschulten und geprüften, vorab definierten langjährigen HR-Mitarbeitern den Zugang gewähren darf.
Zusätzlich bedarf es der Durchführung eines jahrtausend-altem Eingangs-Rituals, dass, so viel kann ich verraten, mit einer goldenen Kaffeetasse und passendem goldenem Löffel zu tun hat. Es kommen auch noch zwei Stück Würfelzucker vor, aber mehr kann ich jetzt echt nicht mehr sagen. Jedenfalls befinden sich dort die Personal-Akten sämtlicher Mitarbeiter des Unternehmens. Und in diesen Personal-Akten wird alles – und wenn ich alles schreibe, dann meine ich tatsächlich ALLES – minutiös und für jeden einzelnen Mitarbeiter dokumentiert.
Ich sag mal so: Hätte die NSA das Wissen und die Skills zur Erlangung dieses Wissens, das wir HRler haben, dann wüsste die Welt – bevor ihr es noch selbst erahnen könnt – wann ihr aufs Klo müsst. Arg, oder?
Und was auch immer ihr jemals gehört habt, dass dort vermerkt, abgespeichert und täglich abgerufen wird, es ist WAHR! Wirklich! Kein Mythos. Und das betrifft nicht nur Dinge, die ihr einmal gemacht, oder gesagt habt. Das betrifft auch alles, was ihr jemals gedacht habt. Also Obacht! Wir wissen, wenn euch euer Chefs am.... ihr unzufrieden mit euren Vorgesetzten seid.
Und wir teilen diese Information natürlich. Jedes Vergehen, jeder Fehler (sei er noch so klein), den ihr jemals in eurem Angestelltenverhältnis begangen habt, wird dort niedergeschrieben. Jedes E-Mail, dass ihr bekommen oder rausgeschickt habt, wird abgespeichert. Jede Tasse Kaffee, die ihr getrunken habt, wird mitnotiert und gezählt. Konflikte mit Kollegen oder noch schlimmer, mit Vorgesetzen kommen in einen speziellen, roten Minus-Punkte Ordner. Ab 20 Minus-Punkten wird das Gehalt automatisch um 15% gekürzt.
Und übrigens: Wir wissen auch, wie viele Kugelschreiber und Textmarker ihr aus dem Firmeneigentum in euren Privatbesitz übergehen habt lassen, und wieviel Toner und Blatt Papier ihr für Privatzwecke unerlaubt benutzt habt.
Und das ist unter anderem auch der Grund, warum es so viele HRler in einem Unternehmen geben MUSS. Wie sollen wir denn sonst mit der Dokumentation und Überprüfung der Personalakten fertig werden? Macht jetzt endlich Sinn, oder?
#2 – Das Dienstzeugnis
Dieser Mythos (oder doch nicht?) betrifft viel weniger das Dienstzeugnis per se, sondern die Codes, die wir Personalisten in diesen Dienstzeugnissen verwenden.
Wir HRler teilen in Wirklichkeit damit versteckte Botschaften mit euren zukünftigen Arbeitgebern. Die wissen dann unter anderem ganz genau, wie viele Kugelschreiber ihr in eurem ganzen Arbeitsleben tatsächlich habt mitgehen lassen. Und das ist noch lange nicht alles! Dienstzeugnisse werden nämlich auf Geheimpapier gedruckt. Das Papier ist so konstruiert, dass man die Schrift nur mit einem speziellen Laserfaser (den klarerweise wiederum nur dafür geschulte, ISO-zertifizierte HR Mitarbeiter in einem wiederum dafür vorgesehenen Geheimkeller verwenden dürfen), entziffern kann. Soviel gleich vorab - ihr könnt euch die Mühe sparen – ich habe es selbst ausprobiert, einfach über Wasserdampf halten, hilft in dem Fall nichts.
#3 – Versteckte Geldkoffer
Der Mythos ist schnell geklärt. Ja, es stimmt tatsächlich, dass wir für jeden Mitarbeiter, der unser Unternehmen verlassen möchte, einen bereits vorab gepackten, prall-gefüllten Geldkoffer unter unserem Schreibtischen stehen haben.
Wir dürfen ihn allerdings nur raus geben, wenn ihr ganz lieb danach fragt.
#4 – Spiele spielen
Auch sehr schnell geklärt: Ja, es stimmt, wir Personalisten lieben Spiele!
Und wir spielen nicht nur in Seminaren, sondern ganz oft auch unter uns. Besonders beliebt bei den Kollegen sind zur Zeit Activity, UNO und Dame. Die machen richtig gute Laune! In den von uns abgehaltenen Seminaren mögen wir es dann doch etwas anspruchsvoller. Da lassen wir unsere Mitarbeiter gerne mit geschlossenen Augen nach hinten fallen oder im Sack hüpfen. Hey, wir machen das auch nicht zum Spaß. That´s our job. Es stärkt einfach das Selbstbewusstsein unserer Mitarbeiter und das ist uns besonders wichtig.
#5 – DNA-Nachweise im Assistenzbereich
Um für die Position als Vorstandsassistentin/Vorstandsassistent überhaupt zu einem Vorstellungsgespräch vorgeladen zu werden, muss die vorstellige Person einen DNA-Test vorlegen, der zumindest einen 0,005% Anteil an Drachenblut enthält.
Grundsätzlich richtig und daher kein Mythos. Wir wollten das immer haben, in der Praxis hat sich allerdings herausgestellt, dass solche Kandidatin wirklich sehr, sehr schwer zu finden sind und deswegen haben wir beschlossen, den Test nicht mehr anzufordern.
#6 – Wenn man sonst keinen Job findet, HR kann jeder
…
grrrrr
….
Mythos:
1. Die überlieferte Dichtung, Sage, Erzählung aus der Vorzeit eines Volkes
2. Person, Sache, Begebenheit, die legendären Charakter hat.
-> HR.
HR ist ein Bereich in einem Unternehmen, das jeden Mitarbeiter betrifft, zudem aber nicht jeder Mitarbeiter im gleichen Ausmaß Zugang findet oder bekommt. Es verhält sich hier ein bisschen wie im Gesundheitsbereich. Wenn Leute, wie ich, zum Arzt gehen, die keine oder wenig Ahnung von Medizin haben, müssen sie sich auf die Fachexpertise des Arztes verlassen können. Und dieses Verlassenkönnen betrifft einen ganz sensiblen Bereich in unserem Leben, nämlich uns als Person selbst.
Oft geht es bei Personalthemen um sehr heikle Dinge. Kritisch wird es vor allem dann, wenn wir mit Informationen konfrontiert werden, die wir nicht verstehen, nicht nachvollziehen oder nicht einordnen können, die aber wesentliche Konsequenzen für uns haben.
Und ganz oft passiert dann folgendes: Man nimmt die Information einfach auf und hin und versteht dabei aber vielleicht gar nicht so recht, worum es jetzt geht, oder was das jetzt konkret für einen selbst bedeutet. Und je länger man darüber nachdenkt, desto unsicherer wird man. Desto mehr Fragen tauchen auf. Desto mehr Befürchtungen, Sorgen und vielleicht sogar Ängste.
HR ist keine Wolken-Fabrik (auch, wenn wir sie in unseren Power-Points sehr gerne verwenden). Die meisten Personalisten sind tatsächlich fachlich fundierte, gut ausgebildete Experten auf ihrem Gebiet. Und wiederum die meisten von denen haben eine große Leidenschaft für ihren Job und vor allem für die Arbeit und/oder im Zusammenhang mit Menschen.
Deswegen: Wenn ihr mit einem HR-Thema zu tun habt, dass euch verunsichert, stresst oder sogar Sorgen/Ängste bereitet
- auch, aber nicht nur in Zeiten von Corona & Co-
fragt bitte nach. Lasst es euch erklären, besprecht mögliche Alternativen. Holt euch gegebenenfalls eine zweite Meinung.
Kommt gerne zu mir und lasst euch beraten. Und sollte ich eure Fragen tatsächlich selbst nicht beantworten können, so kenne ich als alter HRase vermutlich Leute, die das tun. Seht mal nach unter: www.lern-berufsberatung.at
Zum Abschluss noch ein paar Tipps zum richtigen Umgang mit HRlern:
Bringt uns Schokolade mit. Das stimmt uns milde.
Das Wort „HR-Tanten“ fassen wir nicht als Kompliment auf. Zusatz-Tipp: Wir können das Wort hören. Immer. Auch wenn ihr es flüstert oder nur denkt.
Lacht nicht über unsere Wolken-Power-Points. Wir lieben sie!
Fragt nach den Geldkoffern unter unseren Schreibtischen. Das amüsiert uns. Sehr.
Und zuletzt
Bringt uns Schokolade mit. Das stimmt uns milde.
Alles Liebe,
eure Barbara
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