Wenn die Zahnpasta mal wieder überall pickt und die Sandkiste im Vorraum wohnt, das herumkugelnde Spielzeug niemanden gehört und diese unflätigen Muffins einfach unterschiedlich viele Streusel draufhaben, fragt man sich als Eltern manchmal, wieviel denn eigentlich noch in das Sackerl passt und ob es auch mal platzen könnte.
Heute war einer dieser großen Tage. Meine älteste Tochter hatte am Wochenende Geburtstag und heute sollte er in der Schule gefeiert werden. Ich sag nur: 40 „Under the sea“ Cakepops in unter 4h. Plus: Laternenfest im Kindergarten und ich im Festkomitee. Naja, also im Elternverein halt. Und der ist zuständig für Striezel, Glühwein und Co.
Und wie es sich so ziemt für dieser Art großer Tage hat er natürlich nicht so begonnen, wie man sich das halt so vorstellt. Also eigentlich hat der Vortag mal schon nicht so geendet, wie er hätte sollen. Es war nämlich Montag und Montag ist immer Mama-Jour Fix. Meine Mama und ich, gemeinsames Abendessen und ein Absacker namens Aperol Spritz. Und – oh große Überraschung – haben wir uns auch an diesem Montag total verplaudert – zack Mitternacht.
Selbstverständlich hat der Wecker dann heute viel zu früh geläutet. Erbarmungsloses Gesäusel. Wer hat´s eigentlich erfunden?? Ich bin ja dafür, dass jeder dann aufstehen soll, wenn es der eigene Körper für richtig empfindet. Ist ja eine Zumutung dieses Gebimmel. Jeden Tag mit einem Adrenalinschock aus dem Tiefschlaf gerissen zu werden. Das kann ja nicht gesund sein. Kann da vielleicht mal wer eine Studie dazu machen und die dann durch alle Medien schicken? Und dann machen wir da so eine Mondays for Ausschlafer Bewegung! YESS!! Oooooder: Wir kleben uns einfach am Bett fest? Oder UND. Also angeklebt ausschlafen. Noch besser!!
Jedenfalls habe ich mich gerade vom ersten Adrenalinschock erholt, mit einem geöffneten Auge Zähne geputzt (geht auch mit zwei geschlossenen, ich habs schon ausprobiert) – bahnt sich schon der zweite Adrenalinschub an. Aus dem Schlafzimmer (unserem nämlich) beschwert sich ein übelgelauntes Kind lauthals darüber, dass es jetzt ganz alleine in ihrem (=unserem) Bett liegen würde. Und anstatt meinem Kind recht zu geben und mich einfach nochmal dazu zu kuscheln und ein zweites Mützelchen einzulegen, muss ich jetzt, wider jedwede Natur dem Kind schonend beibringen, dass es jetzt Zeit ist, aufzustehen und sich anzuziehen.
Konflikt, der
Substantiv, maskulin
Betonung: Konflikt
Bedeutung:
a) durch das Aufeinanderprallen widerstreitender Auffassungen, Interessen o. Ä. entstandene schwierige Situation
b) Zwiespalt, Widerstreit aufgrund innerer Probleme[1]
Ganz ehrlich? Ich an ihrer Stelle würde jetzt auch brüllen. I can feel you, my dear! Aber hilfreich is es halt net gerade, wenn man selbst noch mit seinem eigenen zweiten Auge kämpft, um es zu motivieren, endlich mal aufzuschlagen und offen zu bleiben.
Kind 1 brüllt also. Mittlerweile hat sich der Grund geändert, die Lautstärke allerdings nicht. Kind 2 beschwert sich in Dauerschleife, warum ich mich schon wieder erdreistet hätte genau DIESES Kleid rauszulegen und Kind 3 motzt, weil es die Socken nicht findet, die – ungeschummelt - genau vor ihrer Nase liegen.
Tätowieren mag ich nicht. Ich fürcht mich ja vor Nadeln. Aber – ich hab jetzt entdeckt – es gibt einen „Ernsthaft?!“-Stempel MIT Stempelkissen. Kein Schmäh. Also hab ich mir überlegt, ob ich mir den einfach zuleg und dann jeden Tag in der Früh einmal mit einem PLOPP aufs Hirn papp. Gut, die zwei Kleinen können noch nicht lesen. Vielleicht find ich noch ein Symbol dafür.
Auf alle Fälle sind wir super spät dran. Und wie es das „Zuspätdran-Gesetz“ so will, kann es dann nicht einfach smooth ablaufen. Nein, es muss dann noch was dazwischenkommen, damit´s erst richtig knackig wird.
Deswegen hat sich meine Jüngste dazu heute etwas Hübsches einfallen lassen. Sie fand´s nämlich total blöd, dass wir Jahreszeit gewechselt haben und sie jetzt eine Winterjacke plus Haube anziehen hätte sollen. „Hätte“ deswegen, weil mein Mann und ich sie abwechselnd angezogen haben, während sie sich dazwischen wieder ausgezogen hat. 3 – in Worten: Drei – Mal haben wir das Spiel gespielt. Und eigentlich waren wir zu dem Zeitpunkt schon viel zu spät dran.
Wenn Sie dann allerdings noch ihr letztes schlagendes Argument lautstark darbringt:
D A S W I L L I C H A B E R N I C H T!!!!
gehen mir auch immer die Ideen aus. Was sagst da drauf?
Irgendwie haben wir sie dann doch ins Michelin-Jackerl gestopft, im Auto hat sie sich dann allerdings wieder ausgezogen. „E N G!!!“ Die Freude darüber war also nur von kurzer Dauer.
Bei der Schule angekommen steh ich da also mit drei Kindern, an einem Arm ein brüllendes Kind, am anderen eine Jacke und Haube, ein Kindergartenrucksack und eine Schachtel mit 40 „Under-the-sea Cakepops“ in unter 4h. Im Nachhinein betrachtet waren diese Tragelasten schon recht hilfreich mich an Ort und Stelle zu behalten. Wär´s mir physikalisch möglich gewesen, wäre ich gelaufen. Schnell und weit. Was, zugegeben, eh nur in der Theorie möglich gewesen wäre, weil ich leider sehr unsportlich bin. Aber vielleicht hätte ich es in ein vorbeifahrendes Auto geschafft, oder so…
Gerettet hat mich dann im Übrigen eine liebe Freundin, die DIE Stimme schon von Weitem erkannt hat und zuordnen konnte. Ganz ruhig und bestens gelaunt hat sie meine Jüngste begrüßt, was dann bei meinem Kind offenbar wiederum sowas wie eine Irritation hervorherbeigeführt hat, die es dann frierend, aber doch, verstummen und zur Ruhe kommen ließ. Vielleicht war ihr an dieser Stelle auch gar nicht mehr kalt, mir jedenfalls hat das Gebrüll und Gezeter den Schweiß aber sowas von auf die Stirn getrieben.
@Dani: Das war magic!
Im Foyer der Schule gab es dann noch den kurzen Versuch, die Schachtel mit den 40 „Under-the-sea Cakepops“ in unter 4h einmal – zack - quer durch den Raum zu schleudern. Ich hab dann den Deckel einfach nicht mehr geöffnet und mir gedacht: Gut, dann halten wir es eben wie die katholische Kirche: Aus Staub (aka Kuchenbrösel) bist du gemacht, zu Staub (aka Kuchenbrösel) wirst du werden.
An manchen Tagen, ich weiß nicht, ob ihr das auch kennt, aber an manchen Tagen, da reißt das gar nicht mehr ab. Da beginnt es in der Früh zu hunzen und hört erst nach dem Schlafengehen wieder auf. Oder auch nicht.
Das sind dann die bekannten „IchgeheinfachgleichwiederschlafenTage“.
Wenn dann nämlich die Stimmung eh schon so geladen ist, fällt einem halt auch alles auf und ein und endet dann auch oft mit einem Satz, der mit den geflügelten Worten: „Und übrigens….!“ beginnt und mit einer sehr unangenehmen Aufzählung, wie zum Beispiel dieser hier, endet:
Die Zahnpasta pickt mal wieder überall – nur nicht auf der Zahnbürste?!
Die Sandkiste hat sich auf magische Art und Weise in den Vorraum verlegt. Frage: Lebt sie nun da?
Du fragst mich, was es zum Mittagessen gibt. Uns beiden ist klar: Du kennst das Gericht nicht, weil ich es noch nie gekocht habe und dir der Name nichts sagt. Du weißt aber schon beim Nachhausekommen (selbstverständlich ohne vorheriger Besichtigung oder Geschmacksprobe - du hast das einfach im Näschen), dass du es nicht mögen wirst und beklagst dich darüber, dass immer nur Sachen gekocht werden, die du nicht magst.
Rechenbeispiel: Für die Erledigung deiner Hausübung brauchst du 10 Minuten. Die Diskussion darüber, ob und wie die Hausübung gemacht werden muss dauert 30 Minuten. Wieviel Minuten Zeit brauchst du also insgesamt (=Bruttozeit)? Wie lange dauert die Arbeitszeit ohne Diskussion (=Nettoarbeitszeit)? Bitte berechne und schreibe eine Antwort.
Die Anzahl der Streusel auf Muffin a) ist signifikant höher als die Anzahl der Streusel auf Muffin b). Welches der drei streitenden Kinder bekommt Muffin a) und warum ist das so?
Nein, es ist nicht notwendig, aus den angeschnäuzten Taschentüchern einen Eisberg zu bauen. Das hat die Titanic schon nicht ausgehalten. Ich im Übrigen auch nicht!
Du hast dein Papierl eh weggeräumt. Das Papierl daneben gehört deiner Schwester. Das konntest du nicht mitnehmen und wegschmeißen, weil es nicht dir gehört und das ja unfair wäre. Alles klar.
Oh, ich hab eure Trinkflaschen heute Früh vertauscht und jetzt musstet ihr den ganzen Tag dasselbe Wasser aus einer anderen Flasche trinken? Was ich mir dabei gedacht habe? Nix. Wollte nur wissen, ob ihr es auch so lustig findet, wie ich.
Du hast das Spielzeug nicht hergeräumt? Ach so, du hast das Spielzeug schon hergeräumt, aber irgendwann im Laufe des Tages hat kurz einmal ein anderes Kind damit gespielt, warum es nun dieses Kind wegräumen müsste. Verstehe.
Und wieso, WIESO liegen die Schuhe SCHON WIEDER mitten im Raum, statt im Schuhkasten?
Wieviel passt eigentlich noch in das Sackerl, in das ich schon den ganzen Tage reinrede und kann das eigentlich auch platzen? Ich frag nur. Für eine Freundin.
Manchmal, da frag ich mich auch, ob sich meine Nachbarn fragen, warum ich bei diesen Temperaturen mit kurzem T-Shirt ohne Schuh im Garten im Kreis laufe und dabei permanent die Hände in den Himmel rage.
Ach, herrlich!
Vor mittlerweile zwei Wochen hatte ich ein Seminar zu dem Thema. Es ging um die professionelle Beziehungsgestaltung und um das Thema Kommunikation. Und unausweichlich ging es damit auch um das Thema Konflikte. Was ein Konflikt eigentlich überhaupt ist, wie ein Konflikt entsteht, was man gegebenenfalls präventiv machen kann und wie man damit umgeht, wenn er schon am berühmten Tablett liegt.
Es gibt ja unzählige tolle Modelle und Werkzeuge zu dem Thema. Ich persönlich mag ja IN Konfliktsituationen die ICH-Botschaften sehr gern, weil meines Erachtens alles drin ist, was es in so einer Situation braucht und sie auch so herrlich praktikabel und „leicht“ anwendbar sind.
Wer das noch nicht kennt, oder zur Auffrischung: Die Ich-Botschaften dienen zur konstruktiven Konfliktlösung. Anstatt auf den anderen zu zeigen und zu sagen: „Du bist…“ (was üblicherweise net so gut ausgeht) dreht man den Spieß um und spricht von und über sich selbst, daher auch der Name „Ich-Botschaften“. Darin erklärt man in einem einfachen Ablauf, wie es einem gerade geht und was man jetzt möchte. Man beginnt also mit den Worten: „Ich bin…“ (Gefühl einsetzen) „wenn du…“ (Situation beschreiben). „Das macht mit mir…“ (Auslöser/Effekte beschreiben) und ergänzt am Schluss noch einen Wunsch, der dazu dienen soll, den Konflikt dann auch zu lösen: „und deswegen wünsche ich mir…“
Funktioniert wirklich gut! Kann ich euch sehr ans Herz legen.
Ok, nicht so gut funktionierts mit einem 3-jährigen autonomiephasigem Kind, das gerade auf Anschlag brüllt. Ich habs getestet. Nöööö. Aber wenn es sich dann wieder beruhigt hat, kann man´s schon auch probieren. Is ja nix verhaut, wird ja net schlecht.
Es gibt also Momente, da kann man gut fokussiert und in Ruhe einen Konflikt lösen. Haken drunter. Wunderbar.
Dann gibt’s aber Momente, da geht das halt net so gut. Oder nicht mehr so gut.
Zumindest ist das bei mir so.
Da bin ich dann so aufgewühlt, dass ich eben nicht mehr gut fokussiert und in Ruhe die Dinge wieder deeskalieren kann. Da eskaliert es in mir. Manchmal habe ich sogar den Eindruck, auch wenn das, und das MUSS ich an dieser Stelle betonen: Es grammatikalisch nicht möglich ist* - ICH eskaliere.
*Ich hab mal in einem Konzern gearbeitet, da wurde immer alles eskaliert. Nach oben nämlich. Da gab´s dann immer den geflügelten Satz: „Dann eskalieren wir´s halt nach oben.“ Damit war gemeint, das Thema zur nächsten Hierarchieebene mitzunehmen und dort zu diskutieren. Am liebsten hätte ich ein T-Shirt getragen mit der Aufschrift:
eskalieren, Verb
Grammatik: ist, auch: hat; Perfektbildung mit „hat“
Was kann man also tun, wenn man in so einer Situation steckt? Da gibt es natürlich viele Möglichkeiten und jeder geht anders damit um. Aber vielleicht, so als Ideenfindung:
· Mir hilft es immer, kurz, für ein paar Minuten, Abstand zu bekommen, damit ich mich wieder fokussieren kann. Ich zieh mich dann für ein paar Minuten sozusagen aus dem Verkehr. Ich brauch das einfach, um mich sortieren zu können.
· Mir hilft auch, mich mit meinem Mann auszutauschen. Der kann das immer so schön sachlich zerlegen, was mir wiederum hilft, wieder auf eine objektive Ebene zu komme und die Situation nochmal in Ruhe konstruktiv (und weniger emotionsgeladen) durchzudenken.
· Gut funktioniert bei mir auch, zu versuchen, mir die Schuhe meines Gegenübers einmal anzuziehen. Also mich reinzuversetzen und mir zu überlegen, warum hat die oder der denn das oder jenes gemacht oder gesagt. Woher kommt das und wie tickt sie/er? Gut, zugegeben, das gelingt mir auch erst immer dann, wenn ich selbst wieder abgekühlt bin. Aber vor allem bei Kindern, wo wir als Erwachsene oft denken: „WHAAAAAAT?“ macht es oft Sinn, nochmal zu versuchen zu verstehen, was denn das eigentliche Problem ist, unabhängig davon, wie es sich jetzt geäußert hat.
· Manchmal, da hilft es mir tatsächlich auch, mich an die berühmten Worte von Marshall Rosenberg (Erfinder der Gewaltfreien Kommunikation) zu halten, der mal meinte: „Und wenn du dich mal für die Wut-Show entscheidest, dann setz dich in die erste Reihe und genieße sie!“ Das hat bei mir viel gemacht. Weil, wenn ich so wütend war, hab ich mir immer verboten, wütend zu sein. Aber es zu unterdrücken funktioniert bei mir halt auch überhaupt nicht (und ist vermutlich auch gar nicht so schlau). Mir allerdings in Erinnerung zu rufen, dass ich a) immer die Entscheidungsmöglichkeit habe und b) wenn ich mich dafür entscheide, ich das ganz bewusst, gezielt und gesteuert tun kann. Oder, um es an dieser Stelle nochmal in andere berühmte Worte (nämlich die meines Vaters) zu kleiden: „Wennst an ane owahaust, deaf a da nochher net lad tuan.“ Also vorher nachdenken, dann wütend werden führt unweigerlich dazu, dass die Wut eine ganz andere Qualität bekommt.
· Und dann wären da noch die Bälle im Rucksack. Hab ich von einer Bekannten gelernt und verwende ich seitdem selbst irrsinnig gerne. Ich vergleiche meinen Energiehaushalt mit einem Rucksack voll mit Bällen. Habe ich ganz viel Energie und ist die Stimmung gut, habe ich einen vollen Rucksack gefüllt mit Bällen. Sinkt mein Energielevel jedoch und kippt die Stimmung ins Negative, sinkt auch die Anzahl der Bälle in meinem Rucksack. Dann ist es wieder notwendig, Bälle (aka Energie) aufzufüllen. Das führt einerseits dazu, dass ich – im Sinne der Selbstfürsorge - besonders auf mich selbst und meinen Energiehaushalt achte (Wie geht´s mir denn gerade? Brauch ich gerade (noch) was?) und auch meinen Kindern ein gutes STOPP-Signal geben kann, das meine Mädels wirklich gut verstehen und auch gut akzeptieren können. Bei dem Satz: „Mädels, ich hab gerade nur mehr 3 Bälle in meinem Rucksack“ kennt sich mittlerweile jede(r) aus und ich kann mich dann für ein paar Minuten rausnehmen, um wieder zur Ruhe zu kommen.
Und wenn ich mich dann wieder gut fokussieren kann und mein erstes starkes Gefühl abgeflacht ist, dann suche ich das Gespräch. Das finde ich (für mich) schon auch besonders wichtig: Einen Konflikt anzusprechen und auszureden.
Und ja, manchmal, da verkackt man´s einfach auch mal. Da hat man einfach einen schlechten Tag, wird durch irgendwas getriggert, ist gestresst, hat schlecht geschlafen, ist vielleicht gesundheitlich etwas angeschlagen, was auch immer. Is so.
Meine treuen Leser ahnen vermutlich schon, was da jetzt an der Stelle kommt: Ganz genau. Die berühmten Worte meiner Tochter, die dann immer sagt: „Jeder hat eine zweite Chance verdient. Immer!“
Sich dann in weiterer Folge entschuldigen zu können, ist selbstredend auch eine ganz große Kunst. Da spielt zumeist nämlich viel Scham mit, vielleicht auch Ärger über sich selbst, Enttäuschung, Hilflosigkeit. Und im Grunde wünscht man sich ja dann immer nur eins: Die Absolution. Die man, so zumindest meine Erfahrung, vom Gegenüber eh so gut wie immer kriegt. Aaaaber, die große Frage, die da oft auch noch im Raum steht, ist: Gibt man sie sich auch selbst?
Tschacka.
Puh. Großes Thema. Wie löst man´s? Ich weiß es auch nicht so recht. Manchmal, da reicht es, sich zu denken: Jetzt mach dir nicht so viel Gedanken, is ja nicht viel passiert. Manchmal, da hilft es, Steine „aufzuladen“ (also quasi gedanklich dem Stein die negativen Gedankenkarusselle und Gefühle mitgeben) und dann im Wasser zu versenken. Oder vom Berg fallen zu lassen. Müsste dieselbe Wirkung haben. Achtung – zuerst immer nach unten schauen, dann fallen lassen. Kann ich aber ehrlicherweise selbst nicht beurteilen, wie gut das tatsächlich funktioniert. Ich bin eher der Flachländler.
Einmal, da haben wir, gemeinsam mit Freunden, Glücksbringer vom Silvester des Vorjahres mit Tixo an die Feuerwerksraketen getaped. Ich hab jedem einzelnen Glücksbringer Dinge mitgegeben, die ich nicht mehr haben wollte und zu Mitternacht, am Ende des Jahres, ins Weltall geschossen. Da schwirren die jetzt mit einem Haufen anderem Weltraumschrott herum. Gut, ist nicht weg, stimmt. War aber trotzdem irgendwie befreiend.
Wie gesagt – die ultimative Lösung hab ich da leider auch noch nicht für mich gefunden. Weswegen mir da wieder einmal nur mein Credo einfällt, das, das hab ich jetzt schon an mir beobachtet, immer herhalten muss, wenn ich sonst keine Antworten mehr hab: Man darf sich im Leben auch noch ein bissal was aufheben, was es noch zu tun oder zu lösen gibt. Denn, wenn man alles gelöst und erledigt hat, ist man fertig und dann kann man auch gehen.
Was mein Papa gemacht hat und ich ihm bis heute vorhalte. Er hätte sich nämlich ruhig noch ein paar Sachen aufheben können und noch ein bissal da bleiben.
Ein Konflikt ist ja auch nicht immer nur „was Böses“. Im Lateinischen bedeutet „confligere“ nämlich einerseits „kämpfen“, aber andererseits auch „zusammentreffen“.[2]
Wichtig ist, so denke ich, immer nur, wie man damit umgeht und was man daraus lernt.
Da dürfen wir ruhig auch ein bissal zuversichtlich sein. Oder, um es in den Worten vom lieben Willi Resetarits zu sagen, der einmal meinte, dass der große (erwachsene) Willi dem kleinen (Kind) Willi jetzt gerne sagen würde: „Scheiß di net au, klana Willi. Es geht se ois aus.“
Manchmal, da brauchts net viel. Da reicht einfach eine liebe Freundin, die gerade „zufällig“ vorbeikommt und ein Lächeln und eine Prise gute Laune für einen übrig hat.
Und manchmal, da ist es halt ein bissal mehr. Da könnte man vielleicht auch gut Ezzes von außen brauchen, Ideen, Methoden, wie man damit umgeht. Oder einfach nur mal ein Ohr, das zuhört und in das man abladen darf. Manchmal, da möchte man gerne besser verstehen und ein Thema auflösen. Dann macht es vielleicht auch mal Sinn, sich Unterstützung von außen zu holen und dafür kannst du dich gerne bei mir melden.
Und wenn du eh schon alles ausprobiert hast und nix davon hilft, dann mach es doch einfach mal wie meine Jüngste: Schmeiß dich auf den Boden, zieh dir Schuhe oder Socken aus (für das Gelingen ist das vermutlich besonders wichtig; wichtig dabei vielleicht auch noch die bevorstehenden Konsequenzen aufzuzeigen und zu betonen: „Sonst zieh ich mir die Schuhe aus!“) um dann zu rufen, am besten wiederholt und mit vehementer Stimme: „Das will ich aber nicht!“.
Müsste auch funktionieren. Einen Versuch wärs auf jeden Fall mal
wert.
In diesem Sinne ,
alles Liebe,
eure Barbara
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