Coaching? Ahhh! Ja ja. Mhm. Ganz tolle Sache. Großartig. Und so hilfreich! Na unbedingt!!
Kennst du das: Du sitzt in einer Besprechung oder bist bei einer Veranstaltung und alle rund um dich reden von einem Thema, das total wichtig ist und das in aller Munde ist und jeder macht und unbedingt braucht. Und die Diskussionen sind schon sehr angeregt und jeder bringt sich total wichtig ein und hat eine Meinung dazu. Und du stehst daneben und lächelst sehr anerkennend und zustimmen und denkst dir dabei: What the hell are you talking about?
– weil man selbst keinen Schimmer davon hat, worum es geht? Und man möchte sich aber auch nicht die Blöße geben, nachzufragen, weil wie schaut denn das aus?
Ich habe ja leider Gottes ein extrem schlechtes Wiedererkennungsgedächtnis. Also Menschen wieder zu erkennen. Ich erkenne zwar (meistens) das Gesicht wieder, kann aber überhaupt nicht zuordnen, wer diese Person ist und woher ich sie kenne. Und dann wird man plötzlich von jemanden ganz überschwänglich begrüßt „Hallo!! Wie geht’s? Schon lang nicht mehr gesehen! Was macht die Familie?“ Und man hat keeeeinen Tau davon, mit wem man es zu tun hat.
Einmal haben wir einen neuen Kollegen bekommen. Er hat sich allen vorgestellt, nur mir nicht, weil, wir kannten uns von früher. Meinte er. Und der hat alles über mich gewusst. Wie ich heiße, wo ich studiert habe, ja sogar aus welchem Ort ich komme. Und he – mein Geburtsort ist echt nicht groß. Den muss man nicht kennen. Also wär schon wichtig, dass man ihn kennt – aber wenn nicht, kann ich drüber hinweg sehen.
Ich weiß bis heute nicht, wer das war.
Niveau sieht eben nur von unten aus, wie Arroganz.
Der König ist tot, es lebe der König.
Jedenfalls gibt es ja immer wieder so Themen, über die alle reden, und über die man selbst auch immer wieder redet oder zumindest so tut als ob, weil man eigentlich keine Ahnung davon hat und nie so richtig herausgefunden hat, worum´s da denn so wirklich geht.
„Agile Working“ oder „Agiles Arbeiten“ zum Beispiel. Ist gerade so ein In-aller-Munde-Thema. Ein bisschen SCRUM und KANBAN und etwas Glitzer drüber – und puhhhhhhhh – dann geht’s ab, sag ich euch!
Coaching ist auch so ein Ding. Zugegeben, schon etwas älter, aber auch so ein Ding. Und ist immer Thema.
Aber was ist Coaching eigentlich und was macht ein Coach so den ganzen Tag?
Für alle die, die das eh schon wissen, ihr könnt euch jetzt einen Kaffee runterlassen, die Füße hoch strecken und ein Kreuzworträtsel lösen, ihr seid jetzt mit dem Beitrag fertig.
Für alle, die das vielleicht noch nicht wissen, oder nicht genau wissen, oder schon wissen, aber gerne mehr wissen würden, oder nicht wissen und gerne mehr wissen würden oder immer schon wissen wollten, was das denn jetzt wirklich ist und was man da tut - ihr dürft euch auch einen Kaffee runterlassen, müsst aber noch ein bisschen weiterlesen.
Alllssoooo – es ist im Prinzip ganz simpel:
„Coaching ist ein interaktiver personenzentrierter Beratungs- und Begleitungsprozess im beruflichen Kontext, der zeitlich begrenzt und thematisch (zielorientiert) definiert ist. Die individuelle Beratung von einzelnen Personen, Gruppen oder Teams richtet sich auf fachlich-sachliche und/oder psychologisch-soziodynamische Fragen bzw. Problemstellungen, die sich auf die Arbeitswelt beziehen.“[1]
Kennst di aus?
Aufgrund von Sätzen wie diesen habe ich übrigens mein Doktoratsstudium abgebrochen. Mir wäre nämlich fast mein Hirn zerplatzt. Das war mir dann auch zu schade drum.
Ich bin ja selbst Coach und wusste damals auch nicht, was Coaching ist. Ja nicht einmal, als ich schon in der Ausbildung gesessen bin. Wirklich! Ich bin da irgendwie reingerutscht. Wie das halt manchmal so ist im Leben, wenn man in etwas hineinrutscht und dann merkt, dass man eigentlich nicht besser rutschen hätte können.
Das Wort „Coach“ kommt ursprünglich aus dem Englischen und bedeutet „Kutsche“, heutzutage auch „Bus“. Nur ist „Bus“ so unromantisch. Also bleiben wir bei der Kutsche.
Stellt euch also eine Kutsche vor, eine alte Pferdekutsche mit einem Pferdegespann. Und vorne auf dieser Kutsche sitzt ein Kutscher oder eine Kutscherin. Er/Sie hat so einen wunderbaren Melonenhut auf, eine Fahrpeitsche und sitzt da auf diesem Bankerl vorne auf der Kutsche. Dahinter gibt es eine Kabine mit einer Tür und ganz hinten dran an der Kutsche ist noch so ein Trittbrett.
Und ein Coaching ist nichts anderes als eine Kutschfahrt. Wobei der Coach der Kutscher ist und der Coachee oder der Kunde der Fahrgast.
Oft dauerten damals die Kutschfahrten etwas länger und da hatte man eben Zeit. Zeit zu plaudern. Über dieses und jenes, über Sorgen, Befürchtungen oder Ängste, über Wünsche und Träume und über allerlei Alltagsthemen, die einen beschäftigen. Meistens tratschte der Fahrgast, und dem Kutscher blieb nichts anderes übrig, als zuzuhören (ähnlich wie bei einem Friseur). Die geübten Kutscher konnten sehr gut zuhören. Und gegebenenfalls dezent nachfragen.
Und ein geübter Kutscher ließ seinem Fahrgast auch alle Optionen frei. Das heißt, der Fahrgast konnte entscheiden, ob er schnell fahren wollte, oder langsam, ob er in der regengeschützten Kabine sitzen wollte, oder vorne beim Kutscher oder ob er nur ein stückweit mitfahren wollte und sich gleich hinten auf das Trittbrett gestellt hat. Er konnte entscheiden, ob sie die schnellste Route nahmen oder die schönste, die bequemste oder die holprigste. Ob großes Gepäck mitgenommen werden sollte oder nur ein Handtäschchen.
Ein Coaching ist also eine Kutschfahrt.
Es braucht nicht immer eine Kutsche, um ans Ziel zu kommen. Oft kann man die Wege alleine zurücklegen, weil sie nicht so weit sind oder man sie gut kennt, oder man das passende Transportmittel selbst zur Verfügung hat. Aber manchmal im Leben, da kennt man den Weg nicht. Man hat schon viele ausprobiert, aber keiner hat einen ans Ziel gebracht. Man glaubt vielleicht, man hat den falschen Abzweiger genommen oder man steht an einer Kreuzung und weiß nicht, in welche Richtung man weitergehen soll. Manchmal hat man sogar das Gefühl, nicht einmal zu wissen, was denn das Ziel ist. Oder wo es ist. Manchmal fährt man eh selber, aber es knirscht und knattert so viel, es ist einfach richtig ungemütlich. Und manchmal möchte man einfach nicht alleine fahren. Man möchte sich fahren lassen, die Augen schließen und ausrasten.
Ein guter Coach…
Ein guter Coach ist wie ein guter Kutscher. Er muss die Pferde lenken können und die Wege abschätzen. Er fragt den Fahrgast nach seinem Fahrziel und macht Vorschläge, wie man dort hinkommen könnte. Über die Route entscheidet der Fahrgast. Der Kutscher hilft beim Einsteigen und Verladen des Gepäcks. Während der Fahrt achtet er besonders auf den Verkehr und die Straße. Wenn es holprig wird, bittet er den Fahrgast, sich gut festzuhalten, wenn es bergab geht, sich zurückzulehnen. Wenn es finster wird, macht er die Laterne an. Er lenkt die Kutsche so lange, bis das Ziel des Fahrgastes erreicht ist. Dann lässt er den Fahrgast wieder aussteigen. Gegebenenfalls hilft er dabei. Er entlädt das Gepäck, zieht seinen Hut, verabschiedet sich und wünscht dem Fahrgast noch eine wundervolle Zeit.
Und das mache ich jetzt auch.
Also dann,
Alles Lieb.... Mooooomeent!
Es geht ja noch weiter. Also lass dir gleich nochmal einen Kaffee runter und leg das Kreuzworträtsel zur Seite.
Wir sehen uns gleich bei der Episode zweiter Teil: https://www.lern-berufsberatung.at/post/was-ist-coaching-eigentlich-der-episode-zweiter-teil
Bis dann!
Alles Liebe,
Eure Barbara
[1] Definition Coaching aus dem Coaching-Dachverband: https://coachingdachverband.at/coaching/was-ist-coaching/ - Stand 6.7.2021
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