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Was man aus einem Kack-Jahr alles lernen kann

Aktualisiert: 13. Jan. 2023

2022 war für mich – und das muss man jetzt gar nicht behübschen – ein absolutes Kack-Jahr. Braucht man auch nicht schön drumherum reden, hab ich jetzt auch kein anderes Wort dafür. Um ehrlich zu sein, wollte ich das auch gar nicht. Denn, wie heißt es immer so schön: Wenn´s nach Kacke aussieht und nach Kacke riecht, ist vermutlich auch Kacke drin. Es werden auf jeden Fall keine Rosen mehr. Für die, denen das K.-Wort jetzt zu oft vorgekommen ist – ich sag´s euch gleich, es kommt noch öfter. Je nachdem, wie ihr jetzt damit umgehen wollt, da misch ich mich jetzt gar nicht mehr ein.


Jedenfalls ist die erste Jahreshälfte so dahingeplätschert – wenig Aufregendes, viel Routine, mal bessere, mal weniger gute Momente, gespickt mit viel Alltag, ein paar High- und ein paar Low-lights.

Dann, zur Mitte des Jahres, ist mein Papa ganz plötzlich und ohne jede Vorankündigung verstorben, gegangen. Einfach so. Was in meinem Fall zu einem absoluten No-light geführt hat. Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass es einem dermaßen den Boden unter den Füßen wegziehen kann (wenn es bei dieser Begrifflichkeit überhaupt eine Steigerungsform gibt).


Ab dem Zeitpunkt habe ich beschlossen: 2022 ist zum Knicken. Abhaken und hoffen, dass das nächste besser wird. Ich habe mich also das restliche halbe Jahr damit abgefunden, dass das Jahr quasi gelaufen ist, und mir gewünscht, dass es schnell vorbeiziehen möge und sich die Wolken bis zum neuen Jahr wieder lichten. Neues Jahr, neues Glück - sozusagen.


Und plötzlich war Dezember und Weihnachten und das Jahresende kam immer näher. So wie jedes Jahr das Jahr ganz überraschend und ur plötzlich zu Ende ist. Man strudelt sich noch schnell ab, um alles und jedes vor Weihnachten noch fertig zu kriegen und abzuschließen und zu erledigen und überhaupt scheint es, als ob diese Jahreszeit immer diejenige ist, in der die Tage scheinbar immer zu kurz, die Aufgaben immer mehr und die Zeit immer zu wenig wird.


Und dann kam der Weihnachtsabend und traditionell zum Weihnachtsabend haben wir in unserem Garten ein Weihnachtsfeuer angezündet.


Und traditionell zum Weihnachtsabend waren wir wieder viel zu spät dran, die Kinder schon hungrig, das Essen noch nicht fertig, der Abend schon fortgeschritten, das Christkind noch immer nicht da, die Nerven blank, das Stockbrot auf der einen Seite verkohlt, auf der anderen Seite nicht durch. Die Stimmung am Bersten, die Kinder mit den Nerven am Ende, die Mutter mit den Nerven am Ende, der Papa – Nerven aus Stahl, das Christkind - hab´ ich dazu nicht befragen können.


Jedenfalls hatte ich dann ein paar Minuten nur für mich alleine. Ganz nach dem Motto „happy wife, happy life“ hat mein Mann die Kids kurzerhand geschnappt, um sich gemeinsam mit ihnen auf die Suche nach einem Leuchten am Himmel zu machen, denn da, wo es leuchtet, wohnt das Christkind, haben wir von unserer 4-jährigen Maus gelernt. Und um das zu finden, muss man halt mal eine Runde um den Häuserblock laufen.


Zeit zum Durchatmen. Für mich und alle anderen. Jedenfalls war es eine sternenklare Nacht und auch ich habe mich auf die Suche nach dem Zuhause vom Christkind gemacht und tatsächlich zwei sehr leuchtende Sterne entdeckt. Als dann alle wieder zurück waren, habe ich meine Mädels darauf aufmerksam gemacht, und gemeinsam haben wir beschlossen: Also auf einem Stern wohnt sicherlich das Christkind, am anderen der Opa.

Worauf mich meine mittlere Tochter gefragt hat, ob denn der Opa jetzt auch ein Engerl sei, wie das Christkind. „Ja!“, habe ich daraufhin geantwortet, „Da bin ich mir ganz sicher: Der Opa ist jetzt auch ein Engerl.“


Dieser Satz hat sie offenbar sehr beschäftigt, denn am nächsten Tag hat sie mich nämlich auch noch gefragt, ob, wenn der Opa jetzt auch ein Engerl wäre, er denn auch Flügel hätte und damit fliegen könnte. Selbstverständlich wäre das so. Denn jedes Engerl hat Flügerl, so ist das eben bei Engerl und dementsprechend hätte auch der Opa Flügerl und könnte fliegen.


So will es das Engerlgesetz.


„Ja, aber…“, meinte dann meine ältere Tochter, die Ihres Zeichens schon immer eine besondere Vorliebe für die Naturwissenschaften hatte, „wie könnte der Opa denn fliegen, der wäre ja viel zu dick!“ „Tja“, meinte ich, der müsste mit den Flügerln halt dann besonders schnell schlagen, sonst würde er abstürzen und bei DEN Witterungsverhältnissen mit dem Popo in der gatschigen Erde stecken bleiben.


Als ich so in den Himmel geschaut habe und gesehen habe, wie mich mein Papa von oben anlächelt (bei meiner obigen Feststellung hat er nicht gelächelt, da kam nur ein sarkastisches „HA HA HA.“), da war mir klar, dass 2022 doch nicht so ein Kack-Jahr war. Vielmehr war es ein Jahr, in dem ich so viel erlebt und so viel gelernt habe: Über mich, über das Leben, über die Sterne, übers Fliegen und die Schwerkraft, über Familie und Freunde und wie ich damit umgehen möchte und darüber, wie wichtig es ist, hin und wieder stehen zu bleiben, in den Himmel zu schauen und sich zu fragen, was jetzt zu tun wäre.

Und wie das halt so ist im Leben, schaut man vor allem dann in den Himmel, wenn´s herunten nicht so super läuft. Und dann frage ich immer in den Himmel hinein: Papa, was mach ich jetzt? Und mein Papa hat immer einen Rat. Oft auch ungefragt. Ganz oft. Und nicht nur für mich, sondern für alle. Könnt ihr gerne mal ausprobieren. Da ist er nicht sparsam.


In den Himmel zu schauen, um meinen Papa dort zu finden, hat mich jedenfalls daran erinnert, wie wertvoll es für mich ist, wieder einmal stehen zu bleiben, zu schauen, zu suchen, nachzudenken und zu planen. Und bevor man noch irgendetwas auf der sogenannten grünen Wiese plant, sich auch einmal zu überlegen, was denn überhaupt schon da ist. Was man vielleicht wieder findet, weil man schon ganz vergessen hat, dass man es überhaupt besitzt. Was vielleicht ein bissal angeschlagen und renovierungsbedürftig ist, aber jedenfalls bleiben sollte. Was vielleicht neu dazu muss, weil man es für die Zukunft braucht und noch nicht hat und was weg kann, weil es Platz nimmt, schon kaputt ist, nicht mehr verwendet wird, nicht mehr dienlich oder sogar hinderlich ist.


Ein sehr guter Freund meines Vaters ist seines Zeichens Architekt. Und als vor einigen Jahren einmal geplant war, das Betriebsgebäude zu vergrößern und er zum ersten Pläneschmieden eingeladen wurde, hat er das Bauvorhaben zuerst nur kommentiert mit den Worten: „Na ramts amoi zom.“ Was er damit vermutlich gemeint hat, war, dass, bevor wir losstarten, um ein zusätzliches Gebäude aufzustellen und zu erweitern, wir doch einmal über die bestehenden Gebäude eine Inventur machen sollten, um (wieder) einmal zu sehen, was wir denn an vorhandenen Ressourcen schon hätten, und erst in einem zweiten Schritt überlegen, was wir jetzt noch brauchen.


Sagt der Architekt.


Sag ich: Oha!


Jedes berufliche oder auch private Problemthema ist ja im Grunde nichts anderes, als eine Baustelle. Und je nach Baustelle gibt es da Grünflächen, bebaute Flächen, bestehende Gebäude oder Bauteile, alte Ruinen, neue Fassaden, tiefe Keller, hohe Geschosse…, vielleicht gibt es dazu sogar Geschichten und Anekdoten, Bewohner und Besucher.



Wir für unseren Teil arbeiten zurzeit an einem Langzeitprojekt mit dem wunderschönen Arbeitstitel: „Schlafzimmer 2.0“. Langzeitprojekt deswegen, weil das Christkind seit geschlagenen 3 Jahren jedes Jahr ein neues Schlafzimmer „bringt“, aber es erst heuer tatsächlich geliefert wird. Vermutlich hat es mit der Anzahl der Flügelschläge zu tun, dass es bis dato einfach nicht funktioniert hat. Könnte auch witterungsbedingt im Gatsch stecken geblieben sein. Man weiß es nicht so genau.


Und abgesehen von der mangelhaften Geschwindigkeit des Christkinds, weiß ich eigentlich gar nicht, warum das so lange gedauert hat. Wir müssen ja nur das alte Schlafzimmer ausräumen und das neue ein.


No rocket-science.


Wobei: Wenn wir das Schlafzimmer mit dem Büro tauschen würden, das wär schon nett. Weil das jetzige Büro eigentlich das schönere Schlafzimmer wäre. Ausmalen müssten wir halt. Aber ausgemalt gehört sowieso. Nur, wenn wir dann schon dabei sind, sollten wir die anderen Räume vielleicht auch gleich ausmalen. Eh nicht alle. Nur das Schlafzimmer halt. Und das Büro. Aja und eventuell das Gästezimmer. Das Bad gehört eigentlich auch neu ausgemalt, die Wasserflecken sind echt nicht schön. Dann könnten wir das Klo auch gleich mitmachen. Aber der Rest geht eigentlich. Also das Kinderzimmer halt. Und das Spielzimmer. Ach ja und die Böden. Die brauchen dringend frisches Öl. Die sind so trocken. Wär natürlich gscheit, das jetzt gleich in einem Aufwisch zu machen. Wenn die Möbel schon mal draußen sind. Sonst hat man ja eh nicht mehr so schnell die Gelegenheit dazu. Das Gästezimmer ist mittlerweile schon so eine Rumpelkammer. Wenn wir dort interimistisch schlafen wollen, müssen wir das zuerst ausräumen. Da haben wir ja überhaupt keinen Platz, das muss unbedingt aussortiert werden. Da ist so viel Zeug drin, viel davon gehört ja eigentlich in die Garage. Aber die ist ja auch schon so voll. Also eigentlich müssen wir zuerst die Garage ausräumen. Und dann das Gästezimmer und dann das Büro und dann das Schlafzimmer. Wobei, wenn wir schon die Garage ausräumen, könnten wir endlich die Wohnwand wegschmeißen, die da schon ewig drin steht und eh nur unnötig Platz wegnimmt und stattdessen gleich ordentliche Regale reinstellen. Wobei – eine Werkbank dazu wär schon fein. Weil dann könnten wir endlich die Sachen aus dem Abstellraum…


„Willst du nicht ein bisschen viel?“, hat mich mein Mann dann mit einem süffisanten Lächeln gefragt.


„Meinst?“

.

.

.

Es bleibt jetzt beim Schlafzimmer.


Mit der ersten Schublade hab ich schon begonnen. *ganzstolz*

(Im Übrigen immer ein ausgezeichneter Coaching-Tipp: Nicht gleich das ganze Haus. Zuerst mal eine Schublade.)


Und in meinem Job hab ich überhaupt einen ganzen Raum saniert. Das ist sooooo befreiend! Nicht nur ein kleiner Stein, Brocken sind da von meinem Herzen gepurzelt.


Ich rechne damit, dass es zwischen den Renovierungstätigkeiten im Schlafzimmer und dem Jahr 2022 viele Parallelen geben wird. Wir machen einen Plan und alles beginnt ganz smooth. Und mittendrin wird plötzlich irgendwas schief gehen. Im besten Fall werden wir fluchen und wenn wir uns dann wieder gefasst und uns vom ursprünglichen Plan verabschiedet haben, können wir uns überlegen, wie wir von dort aus weiter tun können. Und irgendwann werden wir beschließen: Jetzt ist es gut. Jetzt ist es fertig. Und dann werden wir es genießen, dann werden wir es lieben.


Jemand hat mal zu mir gesagt: „Leben ist nun einmal das, was passiert, wenn ein Plan nicht aufgeht.“


Tja.


Je nach Baustelle handelt es sich um eine grüne Fläche, ein bebautes Grundstück, ein renovierungsbedürftiges Gebäude, ein erweiterungsbedürftiges Gebäude oder aber auch ein abrissbedürftiges Gebäude, mit dem Ziel, wieder eine Grünfläche zu erhalten.

Manchmal reicht es, ein Zimmer zu renovieren und manchmal genügt es, wenn man eine einzige Schublade aufräumt.

So ist es beim Bauen und Errichten und so ist es im Job und im Leben.


Per Definition ist ein „Architekt, eine Architektin, eine Person, die auf dem Gebiet der Baukunst ausgebildet ist, die Bauwerke“ (nach den Wünschen und Vorstellungen der Bauherren) „entwirft und gestaltet, Baupläne ausarbeitet und deren Ausführung einleitet und überwacht.“[1]


Zack.


Und an dieser Stelle hatte ich beim Schreiben einen „Ohhhhhhhh“ Moment.


Denn ich bin draufgekommen, dass ich eigentlich ein Architekt bin. Also eine Architektin. Also eigentlich keine Architektin, sondern ein Coach. Aber – wurscht. Is nämlich dasselbe.


Guckst du: …“ eine Person, die auf dem Gebiet der Baukunst ausgebildet ist, die Bauwerke“ (nach den Wünschen und Vorstellungen der Bauherren) „entwirft und gestaltet, Baupläne ausarbeitet und deren Ausführung einleitet und überwacht.“[2]


Und als Coach bin ich nichts anderes, als ein Architekt per obiger Definition.

Wahnsinn, oder?

Herrlich!Ammmaaazing!I looove it!


Mit dem Unterschied, dass meine Kunst das genaue Zuhören und die richtige Fragetechnik ist. Du bist der Bauherr, es geht um dein ganz persönliches Bauwerk, dein persönliches berufliches Anliegen.


Und gleichermaßen werden ein Architekt und ich zu Beginn auch dieselben Fragen stellen, nämlich: Was soll´s werden? Und: Was hast du schon?


Ich bin noch immer ganz whohooo. So cool! Oder? (ACHTUNG: Letzteres war eine rein rhetorische Frage! *justsaying*)


Und für diejenigen, die immer ein bissal Bammel vor einem Neu- oder Umbau oder einer Renovierung haben, die kann ich beruhigen. Denn, derselbe Freund meines Vaters meinte im Übrigen auch einmal zu mir: „Tja, im Wort „Bau“ steckt das Wort „Au“.


Aus eigener Erfahrung weiß ich nämlich nur zu gut: Manchmal gibt’s beim Bau Probleme. Oft sind es kleinere Mängel, manchmal leider auch größere Schäden.


Und wenn man was renovieren muss, da möchte man oft gar nicht erst beginnen. Da hat man schon einen Bandscheibenvorfall, bevor man noch zur Schaufel gegriffen hat. Weil man schon vermutet, dass es viel wird. Oder, weil man sich davor scheut, hinzuschauen und aufzuräumen, weil man eben nicht weiß, was auf einen alles zukommt, was einen erwartet. Oder, weil man eine fixe Vorstellung davon hat und glaubt, zu wissen, was auf einen zukommt und erwartet.


Aber die unter euch, die schon einmal gebaut oder renoviert haben, die wissen: Wenn man dann das neue Gebäude, den neuen Raum betritt, ist das ein unschlagbares, wohliges, einzigartiges Gefühl. Es ist erdig, es ist echt, es ist Geborgenheit, es ist Stolz und es ist dein neues Zuhause.


Manchmal im Leben, ob beruflich oder privat, da ist es einfach Kacke. (Und ich finde, das darf man dann auch genauso sagen). Manchmal, da kommt man in eine Situation, die furchtbar und schrecklich erscheint, die man vielleicht selbst weder herbeigeführt hat, noch beeinflussen kann und man sich machtlos fühlt und keine Ahnung hat, wie man da wieder rauskommen soll. In so einem Fall kann ich euch nur empfehlen: Bleibt stehen, hebt euren Kopf, schaut in den Himmel und stellt eure Frage. Vielleicht, mit ein bisschen Glück, kommt die Antwort auch gleich - zack - zu euch herunter.


Und manchmal im Leben, da ist das Haus einfach voll. Dann muss man wieder mal aufräumen. Vielleicht nur eine Schublade, vielleicht einen Raum, vielleicht mehrere Räume – einen, nach dem anderen. Beim Aufräumen schafft man nämlich nicht nur Platz (für Neues), man findet ganz oft auch alte Dinge wieder, die man schon ganz vergessen hat und die jetzt sehr hilfreich oder wertvoll sind.

Das gilt gleichermaßen für den persönlichen Wohnraum als auch für den eigenen Job, das eigene berufliche Dasein.


Wenn du mal einen Coach oder einen Architekten brauchst – das eine mach ich professionell, das andere im Pfusch, dann schau mal hierher: https://www.lern-berufsberatung.at/berufsberatung


Ich für meinen Teil starte jedenfalls meine neuen Vorhaben nun immer damit, bei Nacht in den Himmel zu schauen.


In diesem Sinne: Es leben die Kackjahre!


Alles Liebe,

eure Barbara




[1] Wörterbuch Oxford Languages, Stand 12.01.23 [2] Wörterbuch Oxford Languages, Stand 12.01.23

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